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Wenn eine Allergie die nächste nach sich zieht: Sekundäre Allergien erklärt

Allergien sind eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Substanzen, die als Allergene bezeichnet werden. Neben den primären Allergien, bei denen das Immunsystem direkt auf ein spezifisches Allergen reagiert, gibt es auch sekundäre Allergien. Diese Art von Allergien, auch Kreuzallergien genannt, entstehen, weil das Immunsystem Ähnlichkeiten zwischen den Strukturen verschiedener Allergene erkennt und darauf reagiert. Im Folgenden erläutern wir, was sekundäre Allergien sind, wie sie entstehen und welche typischen Beispiele es gibt.

Einführung in sekundäre Allergien

Sekundäre Allergien treten auf, wenn eine Person, die bereits auf ein bestimmtes Allergen reagiert, auch auf ein anderes, strukturell ähnliches Allergen reagiert, obwohl sie diesem zweiten Allergen nie zuvor ausgesetzt war. Diese Reaktionen entstehen, weil das Immunsystem die ähnlichen Strukturen nicht unterscheiden kann und somit fälschlicherweise annimmt, dass beide Allergene identisch sind.

Wie entstehen sekundäre Allergien?

Sekundäre Allergien, auch als Kreuzallergien bekannt, sind ein faszinierendes und komplexes Phänomen des Immunsystems. Sie können das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen, indem sie die Anzahl potenzieller Allergene erweitern, auf die eine Person reagieren kann. In diesem Abschnitt erläutern wir detailliert, wie sekundäre Allergien entstehen, welche Rolle das Immunsystem spielt und was Kreuzreaktivität bedeutet.

Das Immunsystem und Allergien

Um zu verstehen, wie sekundäre Allergien entstehen, ist es wichtig, zuerst die Grundlagen des Immunsystems und der allergischen Reaktionen zu verstehen. Das Immunsystem schützt den Körper vor schädlichen Substanzen wie Bakterien, Viren und Toxinen. Allergien treten auf, wenn das Immunsystem fälschlicherweise harmlose Substanzen, wie Pollen oder bestimmte Lebensmittel, als Bedrohung erkennt und eine Abwehrreaktion einleitet.

Bei dieser Reaktion werden Immunzellen aktiviert und Antikörper, speziell Immunglobulin E (IgE), produziert. Diese Antikörper binden an die Allergene und veranlassen andere Zellen, Entzündungsmediatoren wie Histamin freizusetzen, was zu den typischen Allergiesymptomen führt.

Sensibilisierung und Primärallergene

Der erste Schritt zur Entwicklung einer sekundären Allergie ist die Sensibilisierung gegenüber einem Primärallergen. Dies geschieht, wenn das Immunsystem erstmalig mit einer Substanz in Kontakt kommt und fälschlicherweise entscheidet, dass sie eine Bedrohung darstellt. Daraufhin produziert es spezifische IgE-Antikörper gegen dieses Allergen. Nach der Sensibilisierung wird eine erneute Exposition gegenüber demselben Allergen eine allergische Reaktion auslösen.

Kreuzreaktivität: Der Schlüssel zu sekundären Allergien

Kreuzreaktivität tritt auf, wenn die vom Immunsystem produzierten Antikörper gegen ein Primärallergen auch an ähnliche Strukturen in anderen, chemisch verwandten Substanzen binden können. Diese ähnlichen Strukturen werden oft als kreuzreaktive Epitope bezeichnet. Wenn zum Beispiel jemand gegen Birkenpollen sensibilisiert ist, können die Antikörper, die gegen ein spezifisches Protein in diesen Pollen gerichtet sind, auch mit ähnlichen Proteinen in Äpfeln, Karotten oder Sellerie reagieren, da diese eine ähnliche Proteinstruktur aufweisen.

Diese Kreuzreaktivität führt dazu, dass das Immunsystem nicht zwischen dem Primärallergen und der neuen, ähnlichen Substanz unterscheiden kann. Als Ergebnis löst es eine allergische Reaktion aus, selbst wenn die Person nie zuvor direkt auf das zweite Allergen sensibilisiert wurde. Dies ist die Grundlage einer sekundären Allergie.

Faktoren, die die Entwicklung beeinflussen

Verschiedene Faktoren können beeinflussen, ob eine Person sekundäre Allergien entwickelt:

  • Genetik: Eine familiäre Vorgeschichte von Allergien kann das Risiko erhöhen.
  • Expositionsmenge und -häufigkeit: Höhere oder häufigere Exposition gegenüber einem Allergen kann die Wahrscheinlichkeit einer Sensibilisierung und späterer Kreuzreaktionen erhöhen.
  • Art des Allergens: Einige Allergene sind aufgrund ihrer Struktur oder Häufigkeit in der Umwelt eher geneigt, Kreuzreaktivitäten auszulösen.

Sekundäre Allergien entstehen durch eine Kombination aus Immunsystemreaktionen, genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen. Die Kreuzreaktivität zwischen ähnlichen Allergenen führt dazu, dass das Immunsystem auf Substanzen reagiert, mit denen es nie zuvor direkt in Kontakt gekommen ist. Das Verständnis dieser Prozesse kann dazu beitragen, die Behandlung und das Management von Allergien zu verbessern und Betroffenen zu helfen, ihre Auslöser besser zu verstehen und zu vermeiden.

Beispiele für sekundäre Allergien

Sekundäre Allergien, auch Kreuzallergien genannt, sind eine Form der allergischen Reaktion, bei der das Immunsystem aufgrund von strukturellen Ähnlichkeiten zwischen unterschiedlichen Allergenen reagiert. Dies kann dazu führen, dass eine Person, die bereits auf ein bestimmtes Allergen allergisch ist, auch auf ein anderes, chemisch verwandtes Allergen reagiert. Im Folgenden gehen wir ausführlich auf einige Beispiele für sekundäre Allergien ein.

Pollen und Nahrungsmittel: Das orale Allergiesyndrom

Das orale Allergiesyndrom (OAS) ist eine häufige Form der sekundären Nahrungsmittelallergie, die bei Menschen auftritt, die auf bestimmte Pollenarten allergisch sind. Die Symptome des OAS treten meist unmittelbar nach dem Verzehr von rohen Früchten, Gemüsen oder Nüssen auf und können Juckreiz oder Schwellungen im Mund, Rachen oder an den Lippen umfassen. Zu den gängigen Kreuzreaktionen gehören:

  • Birkenpollenallergie: Personen mit einer Birkenpollenallergie können allergische Reaktionen auf Äpfel, Kirschen, Pfirsiche, Birnen, Karotten, Sellerie, Haselnüsse und Erdnüsse entwickeln.
  • Beifußpollenallergie: Diese kann zu Reaktionen auf Sellerie, Karotten, Gewürze wie Anis, Kamille oder Kümmel sowie auf Melonen wie Wassermelone und Honigmelone führen.
  • Gräserpollenallergie: Betroffene können auf Getreide wie Weizen, Hafer oder Roggen reagieren, aber auch auf Tomaten, Kartoffeln oder Erdnüsse.

Latex und Nahrungsmittel

Eine Latexallergie kann zu Kreuzreaktionen mit bestimmten Nahrungsmitteln führen, da Latex (der Saft des Gummibaums) und diese Nahrungsmittel ähnliche Proteinstrukturen teilen. Personen mit einer Latexallergie können also auch auf folgende Nahrungsmittel reagieren:

  • Banane: Eines der häufigsten Nahrungsmittel, die mit Latexallergien in Verbindung gebracht werden. Symptome können von mildem Mundjucken bis zu schwereren allergischen Reaktionen reichen.
  • Avocado, Kiwi und Kastanie: Diese Nahrungsmittel haben eine hohe Kreuzreaktivität mit Latex. Personen mit einer Latexallergie sollten daher vorsichtig sein und möglicherweise Tests durchführen lassen, bevor sie diese Nahrungsmittel konsumieren.
  • Tomate und Paprika: Auch diese Gemüsesorten können bei Latexallergikern Reaktionen auslösen, obwohl die Symptome in der Regel weniger schwerwiegend sind als bei Bananen, Avocado oder Kiwi.

Tierhaare und Nahrungsmittel

Eine weniger bekannte Form der Kreuzallergie ist die Reaktion zwischen Tierhaaren und bestimmten Nahrungsmitteln. Zum Beispiel:

  • Katzenallergie: Einige Menschen, die allergisch auf Katzenhaare reagieren, entwickeln auch eine Allergie gegen Schweinefleisch oder Rindfleisch, da bestimmte Proteine in Tierhaaren und Fleisch ähnlich sind.
  • Vogelfederallergie: Menschen mit einer Allergie gegen Vogelfedern, insbesondere Papageien oder Wellensittiche, können auch auf Eier oder Geflügelfleisch reagieren.

Fazit

Sekundäre Allergien können die Lebensqualität betroffener Personen erheblich beeinträchtigen, da sie die Liste der Allergene, auf die sie reagieren, erweitern. Es ist wichtig, dass Personen mit bekannten Primärallergien auf potenzielle sekundäre Allergien getestet werden und dass sie lernen, auslösende Lebensmittel und Umweltfaktoren zu vermeiden. Bei Verdacht auf eine sekundäre Allergie ist es ratsam, einen Allergologen zu konsultieren, der entsprechende Tests durchführen und individuelle Empfehlungen geben kann.