Unterteilung Allergien

Allergieklassifikationen: Ein umfassender Leitfaden

Allergien beeinträchtigen Millionen von Menschen weltweit, wobei die Reaktionen von milden Unannehmlichkeiten bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen reichen können. Um diese Vielfalt zu verstehen und effektiv zu behandeln, ist eine genaue Klassifizierung von Allergien unerlässlich. In diesem Artikel werden die verschiedenen Kategorien von Allergien und ihre charakteristischen Merkmale erläutert.

Nach Allergenart

Allergien sind eine weit verbreitete Ursache für Gesundheitsbeschwerden, die durch verschiedene Arten von Allergenen ausgelöst werden können. Hier gehen wir detaillierter auf die verschiedenen Allergenarten ein, die unterschiedliche Reaktionen im Körper hervorrufen können.

Inhalationsallergene

Definition und Quellen:

Inhalationsallergene sind Partikel in der Luft, die über die Atemwege in den Körper gelangen. Zu den häufigsten gehören:

  • Pollen: Kleine, leichte Partikel, die von Bäumen, Gräsern und Unkräutern freigesetzt werden. Die Pollenbelastung variiert saisonal und kann bei Betroffenen allergische Reaktionen wie Heuschnupfen auslösen.
  • Hausstaubmilben: Winzige Spinnentierchen, die sich von menschlichen Hautschuppen ernähren und in Haushaltsstaub vorkommen. Ihre Exkremente und Körperfragmente sind starke Allergene.
  • Tierhaare und -schuppen: Proteine im Speichel, Urin und den Hautschuppen von Haustieren können allergische Reaktionen auslösen.
  • Schimmelpilzsporen: Diese können sich in feuchten Umgebungen vermehren und über die Luft verbreitet werden. Sie können ganzjährige oder saisonale allergische Symptome verursachen.

Symptome und Management:

Typische Symptome sind niesen, laufende oder verstopfte Nase, juckende Augen und Husten. Die Behandlung umfasst die Vermeidung der Allergene, den Einsatz von Antihistaminika und, in einigen Fällen, Allergieimpfungen (Immuntherapie).

Nahrungsmittelallergene

Definition und häufige Auslöser:

Nahrungsmittelallergien entstehen durch eine Immunreaktion auf Proteine in bestimmten Lebensmitteln. Zu den häufigsten Nahrungsmittelallergenen gehören:

  • Nüsse: Insbesondere Erdnüsse und Baumnüsse wie Walnüsse, Mandeln und Haselnüsse.
  • Milch: Vor allem Kuhmilchallergien sind bei Kindern verbreitet, können aber auch Erwachsene betreffen.
  • Eier: Sowohl das Eiweiß als auch das Eigelb können Allergien auslösen.
  • Weizen: Speziell das darin enthaltene Gluten kann Allergien und Intoleranzen hervorrufen.
  • Soja: Ein weiteres häufiges Allergen, besonders bei Kindern.

Symptome und Management:

Symptome können von leichten Hautreaktionen bis zu schweren, lebensbedrohlichen Reaktionen wie Anaphylaxie reichen. Die Behandlung besteht in der Regel aus der Vermeidung der auslösenden Lebensmittel und der Bereithaltung von Notfallmedikamenten, wie Adrenalin (Epinephrin).

Kontaktallergene

Definition und Beispiele:

Kontaktallergene sind Substanzen, die bei direktem Kontakt mit der Haut allergische Reaktionen auslösen. Beispiele sind:

  • Nickel: Ein Metall, das in Schmuck, Uhren und Münzen vorkommt.
  • Latex: Ein Naturprodukt, das in Handschuhen, Ballons und einigen medizinischen Geräten verwendet wird.
  • Kosmetika und Reinigungsmittel: Bestimmte Chemikalien in diesen Produkten können allergische Kontaktekzeme hervorrufen.

Symptome und Management:

Hautreaktionen wie Rötungen, Juckreiz und Blasenbildung sind typisch. Die Behandlung beinhaltet die Vermeidung des auslösenden Allergens und kann topische oder orale Steroide umfassen, um Entzündungen und Juckreiz zu reduzieren.

Insektengiftallergene

Definition und Risiken:

Allergien gegen Insektengifte treten auf, wenn das Immunsystem übermäßig auf Stiche von bestimmten Insekten wie Bienen, Wespen oder Hornissen reagiert.

Symptome und Management:

Während die meisten Menschen nur lokale Schwellungen und Schmerzen erfahren, können allergische Personen schwere Reaktionen wie Anaphylaxie erleiden. Die Behandlung umfasst die sofortige Verabreichung von Epinephrin und, für Langzeitmanagement, eine Insektengift-Immuntherapie, um die Empfindlichkeit zu reduzieren.

In jedem dieser Fälle ist die Identifizierung und Vermeidung der spezifischen Allergene der Schlüssel zur Reduzierung der allergischen Symptome. Außerdem ist es wichtig, einen Allergologen zu konsultieren, um eine angemessene Diagnose und Behandlung zu erhalten.

Nach Übertragungsweg

Die Einteilung von Allergien nach dem Übertragungsweg ist entscheidend für das Verständnis der Art und Weise, wie Allergene in den Körper gelangen und wie sie allergische Reaktionen auslösen. Hier ist eine detaillierte Erklärung für jede Kategorie:

Inhalative Allergien

Mechanismus: Inhalative Allergien entstehen, wenn Allergene wie Pollen, Staub, Schimmelpilzsporen oder Tierhaare durch die Atemwege aufgenommen werden. Diese Partikel können sich in den Nasenwegen, im Rachen oder in den Lungen absetzen und eine Immunreaktion auslösen.

Typische Allergene:

  • Pollen von Bäumen, Gräsern und Unkräutern
  • Hausstaubmilben und deren Ausscheidungen
  • Schimmelpilzsporen
  • Tierhaare und Hautschuppen
  • Partikel von Insekten, wie Kakerlaken

Häufige Symptome:

  • Niesen
  • Laufende oder verstopfte Nase
  • Juckende Augen, Nase oder Rachen
  • Husten und pfeifende Atmung
  • Asthmatische Beschwerden

Orale Allergien

Mechanismus: Orale Allergien treten auf, wenn allergene Lebensmittel oder Substanzen geschluckt werden. Bei Menschen mit einer Nahrungsmittelallergie erkennt das Immunsystem bestimmte Proteine in der Nahrung fälschlicherweise als schädlich.

Typische Allergene:

  • Nüsse und Samen
  • Meeresfrüchte
  • Eier
  • Milchprodukte
  • Früchte und Gemüse

Häufige Symptome:

  • Schwellungen von Lippen, Zunge, Gesicht oder Hals
  • Juckreiz im Mund
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall
  • Urtikaria (Hautausschlag)
  • Anaphylaxie in schweren Fällen

Kontaktallergien

Mechanismus: Kontaktallergien werden durch direkten Kontakt der Haut mit einem allergenen Stoff ausgelöst. Dabei erkennt das Immunsystem die Substanz als fremd und löst eine Entzündungsreaktion aus.

Typische Allergene:

  • Nickel (in Schmuck, Knöpfen, Werkzeugen)
  • Latex (in Handschuhen, medizinischen Geräten)
  • Duftstoffe und Konservierungsmittel (in Kosmetika, Seifen, Lotionen)
  • Giftige Pflanzen (wie Poison Ivy, Poison Oak)
  • Topische Medikamente

Häufige Symptome:

  • Rote, juckende oder brennende Haut
  • Ausschlag oder Blasenbildung
  • Schuppige, trockene Haut
  • Ekzeme in schweren Fällen

Injektive Allergien

Mechanismus: Injektive Allergien treten auf, wenn allergene Substanzen direkt in den Blutkreislauf injiziert werden, was zu einer sofortigen und oft heftigen Immunreaktion führen kann.

Typische Allergene:

  • Insektenstiche (Bienen, Wespen, Hornissen)
  • Medikamente (Antibiotika, Anästhetika)
  • Impfstoffe
  • Kontrastmittel (für radiologische Untersuchungen)

Häufige Symptome:

  • Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle
  • Juckreiz oder Urtikaria
  • Atembeschwerden
  • Schwindel oder Bewusstseinsverlust
  • Anaphylaktischer Schock in schweren Fällen

Diese Unterteilung hilft bei der Identifizierung und dem Verständnis der unterschiedlichen Allergietypen sowie bei der Entwicklung geeigneter Präventions- und Behandlungsstrategien für betroffene Personen.

Nach Reaktionszeit

Allergische Reaktionen und Hypersensitivitäten werden traditionell nach dem Coombs und Gell-Klassifikationssystem in vier Typen eingeteilt. Diese Einteilung basiert auf dem Mechanismus, der der Immunantwort zugrunde liegt. Hier ist ein detaillierter Überblick über alle vier Typen:

Typ I: Soforttyp-Allergie (IgE-vermittelt)

Mechanismus: Typ-I-Reaktionen sind die häufigsten allergischen Reaktionen und werden durch IgE-Antikörper vermittelt. Diese Antikörper binden an die Oberfläche von Mastzellen und basophilen Zellen. Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen kreuzvernetzen die Allergene die IgE-Moleküle auf den Zellen, was zur Freisetzung von Mediatoren wie Histamin führt. Diese Mediatoren verursachen typische allergische Symptome.

Beispiele:

  • Heuschnupfen
  • Asthma
  • Anaphylaxie
  • Urtikaria (Nesselsucht)
  • Nahrungsmittelallergien

Typ II: Zytotoxische Reaktion (Antikörper-vermittelt)

Mechanismus: Typ-II-Reaktionen sind durch die Zerstörung von Zellen gekennzeichnet, die spezifisch durch Antikörper (hauptsächlich IgG und IgM) markiert sind. Diese Antikörper richten sich gegen Oberflächenantigene auf den eigenen Zellen oder Geweben. Die Zellzerstörung erfolgt entweder direkt durch Komplementaktivierung oder durch andere Zellen des Immunsystems (wie natürliche Killerzellen).

Beispiele:

  • Hämolytische Anämie
  • Thrombozytopenie
  • Agranulozytose
  • Transfusionsreaktionen
  • Rhesus-Inkompatibilität

Typ III: Immunkomplex-vermittelte Reaktion

Mechanismus: Bei Typ-III-Reaktionen entstehen Immunkomplexe aus Antigenen und Antikörpern (hauptsächlich IgG). Diese zirkulierenden Immunkomplexe lagern sich in verschiedenen Geweben ab, wie in Blutgefäßen, Nieren und Gelenken. Die Ablagerung führt zur Aktivierung des Komplementsystems, was eine Entzündungsreaktion und Gewebeschäden verursacht.

Beispiele:

  • Serumkrankheit
  • Arthus-Reaktion
  • Systemischer Lupus erythematodes
  • Poststreptokokken-Glomerulonephritis

Typ IV: Verzögerte Typ-Allergie (Zell-vermittelt)

Mechanismus: Typ-IV-Reaktionen sind nicht durch Antikörper, sondern durch T-Zellen vermittelt. Sensibilisierte T-Zellen reagieren auf das Antigen und setzen Zytokine frei, die eine Entzündungsreaktion auslösen und Makrophagen aktivieren. Dies führt zu Gewebeschäden und ist typisch für viele Formen von Kontaktallergien und einige Autoimmunerkrankungen.

Beispiele:

  • Kontaktdermatitis (z.B. durch Giftsumach oder Nickel)
  • Tuberkulin-Hauttest
  • Chronische Transplantatabstoßung
  • Zöliakie

Diese Klassifizierung hilft, die unterschiedlichen Immunreaktionen zu verstehen und entsprechende Behandlungsstrategien zu entwickeln. Obwohl sie als separate Kategorien betrachtet werden, können in der Praxis Überschneidungen zwischen den Typen auftreten.

Allergische Reaktionen: Eine Einteilung nach Schweregrad

Allergien können eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen, die sich in ihrem Schweregrad erheblich unterscheiden können. Die Einteilung nach Schweregrad hilft Ärzten und Patienten, die Ernsthaftigkeit einer allergischen Reaktion zu bewerten und entsprechend zu handeln. Hier ist eine detailliertere Erklärung der drei Hauptklassen von allergischen Reaktionen nach Schweregrad:

Allergien beeinflussen Menschen unterschiedlich, und die Reaktionen können von mild bis lebensbedrohlich reichen. Eine angemessene Beurteilung und Behandlung basieren auf dem Verständnis des Schweregrads der Symptome.

Milde Reaktionen

Symptome:

  • Haut: Kleine Bereiche von Urtikaria (Nesselsucht), leichte Rötungen oder Juckreiz.
  • Respiratorisch: Niesen, verstopfte oder laufende Nase, leichtes Kratzen im Hals.
  • Ophthalmologisch: Leicht gerötete, juckende oder tränende Augen.

Management:

Milde Reaktionen erfordern oft keine Notfallbehandlung, können aber Unbehagen verursachen. Antihistaminika oder lokale Kortikosteroide können zur Linderung der Symptome eingesetzt werden. Es ist wichtig, das auslösende Allergen zu vermeiden, um zukünftige Reaktionen zu verhindern.

Moderate Reaktionen

Symptome:

  • Haut: Ausgebreitete oder intensive Urtikaria, starke Rötungen, Schwellungen.
  • Respiratorisch: Husten, Heiserkeit, Atemnot oder leichte Atembeschwerden.
  • Gastrointestinal: Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall.
  • Systemisch: Starke Müdigkeit, Unruhe oder leichter Schwindel.

Management:

Moderate Reaktionen können eine medizinische Behandlung erforderlich machen. Neben Antihistaminika können auch orale Kortikosteroide verschrieben werden. Es ist wichtig, ärztlichen Rat einzuholen, da moderate Reaktionen potenziell eskalieren können. Patienten mit bekannten moderaten allergischen Reaktionen sollten möglicherweise einen Allergieplan haben und bei bestimmten Allergien wie Nahrungsmittelallergien ein Notfallset mitführen.

Schwere Reaktionen (Anaphylaxie)

Symptome:

  • Haut: Ausgebreitete Urtikaria, intensive Rötungen, Schwellungen im Gesicht oder Halsbereich.
  • Respiratorisch: Starke Atembeschwerden, Keuchen, Stridor oder Atemstillstand.
  • Kardiovaskulär: Starker Blutdruckabfall, schneller Puls, Schock.
  • Gastrointestinal: Schwere Krämpfe, wiederholtes Erbrechen.
  • Neurologisch: Desorientierung, Bewusstseinsverlust.

Management:

Anaphylaxie ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Behandlung erfordert. Betroffene sollten umgehend mit Adrenalin behandelt werden, gefolgt von weiteren Maßnahmen wie Sauerstoffzufuhr, intravenösen Flüssigkeiten und weiteren Medikamenten je nach Bedarf und Symptomen. Personen mit bekannten schweren Allergien sollten stets ein Adrenalin-Autoinjektor-Kit bei sich tragen und ihre Umgebung über ihre Allergie und die notwendigen Schritte im Notfall informieren.

Schlussfolgerung:

Die Einteilung allergischer Reaktionen nach Schweregrad hilft bei der angemessenen Reaktion und Behandlung. Während milde Reaktionen meist unproblematisch sind, erfordern moderate und schwere Reaktionen besondere Aufmerksamkeit und können in einigen Fällen lebensrettende Maßnahmen erfordern. Die Kenntnis des Schweregrads und die Schulung im Umgang mit allergischen Reaktionen können entscheidend sein, um gesundheitliche Komplikationen zu vermeiden.